Von Tattoos und anderen Verschönerungen*

Wir lassen uns berühren von den  Schönheiten der Natur: Die filigrane Schneeflocke, der makellose Tautropfen oder die wandelbaren Wolken. Wir bewundern Blüten und Schmetterlinge, Wesen der Meerestiefen und der Lüfte.

Auch wir selbst sind Naturwesen. Doch seit die Menschen entdeckt haben, dass sie ihr Äußeres gestalten und modellieren können, tun sie es. Dabei sind unsere Motive so individuell wie unsere Erscheinung.

Das Tattoo-Modell Vicky Vamp sagt: Manchmal dienen Tätowierungen dazu, das nach außen zu tragen, was man fühlt. Nur für sich selbst weiß man um die Bedeutung dieser kunstvollen Gestaltung.

Das bestätigt auch Wolfgang Joop: Schön kann das Individuelle sein. Etwas, das nur ich habe, das nur mir gehört und dessen Bedeutung niemand sonst kennt. Kein anderer würde die Schönheit darin sehen können.

Und was ist dann Mode? Individuell sein und trotzdem dazu gehören? Was Menschen dafür taten, trieb manchmal wundersame Blüten.

Skurrile Blüten der Schönheit

Im alten China wurden den Mädchen die Füße bandagiert, weil nur Frauen mit den sogenannten „Lotusfüßen“ als schön galten. Wie schmerzhaft das gewesen sein mag, können wir uns kaum vorstellen.

Auch unvorstellbar ist für uns die Anwendung des Scharnierbretts oder der Kopfbandagen. Die Köpfe von Kindern und Jugendlichen wurden in die sogenannte „Turmform“ oder auch andere Verformungen gezogen oder gedrückt. Archäologische Funde weisen darauf hin, dass man dies 60.000 Jahre lang überall in der Welt praktiziert hat. Auch der Kopf von Nofretete soll auf diese Art seine Turmform erhalten haben.

Eine schlüssige Erklärung konnten Archäologen dafür nicht geben. Am nächstliegenden ist noch die Annahme, dass dieses besondere Schönheitsmerkmal die Zugehörigkeit zu einer der oberen, herrschenden Schichten symbolisierte.

Wer sich als nicht vollkommen erlebt, schafft vielleicht selbst Schönheit. Oder er sucht sich jemanden, der ihn verschönt.

Michelangelo und der „Nasenjoseph“

Michelangelo hielt sich selbst für hässlich. Vielleicht trieb ihn der Wunsch, diese gefühlte Unvollkommenheit zu übersteigen, zu der Perfektion seiner Kunstwerke an? Monumentale Schönheit wie die Marmorstatue von David – rund 5 Meter hoch und 6000 Kilogramm schwer – wirkt fast überirdisch perfekt.  Michelangelos Vorbild war ein Kunstwerk, die im Jahr 1506 gefunden wurde, während er an dem David arbeitete: Die antike Statue von  Laokoon und seinen Söhnen. Diese Statue beeindruckt in ihrer harmonischen Ruhe und dramatischen Bewegung, sie vereint vollkommene Symmetrie mit überraschender Dynamik und galt damals als Muster perfekter Schönheit.

Auch der Chirurg Jacques Joseph, ein Berliner Arzt, war auf seine Art ein Künstler. Er war der erste Plastische Chirurg und begründete damit einen neuen Zweig der Medizin. Die erste Schönheitsoperation im Jahr 1896 galt den Segelohren eines kleinen Jungen. Er führte sie erfolgreich durch, erntete viel Anerkennung in der Fachwelt und die Kündigung seiner Anstellung in der Universitätspoliklinik Berlin.  Sein Chef entließ ihn, weil er eine Operation ohne medizinische Notwendigkeit durchgeführt hatte.

Also eröffnete er eine eigene chirurgische Praxis. Als sich im Jahr 1898 ein Patient an ihn wandte, der wegen seiner Nasenform verzweifelt war, half Joseph ihm mit einer operativen Nasenkorrektur. Damit war der Durchbruch geschafft.

Zur besseren Unterscheidung von anderen Berliner Arztkollegen mit dem Namen „Joseph“ bekam er in den 1920-er Jahren den Spitznamen „Nasenjoseph“.

Doch nicht immer brauchte es ein Skalpell, um den Körper zu verschönern.

Moschus, Ambra, Kokosöl

Im sagenumwobenen Harem des Osmanischen Reiches geschah vieles, das noch heute im Verborgenen liegt. Doch eines scheint sicher: Hier war eine Experimentierstätte für Schönheitspflege aus allen Regionen der Welt. Die Frauen verwendeten Kokosöl, das noch heute für samtweiche Haut sorgt. Goldstaubpuder wurde für Blondierungen verwendet und indisches Henna für kunstvolle Ornamente auf  Nägel und Händen. Bleiweiß, um die Haut zu bleichen, konnte zu Leberschäden führen und die Nieswurz war nicht nur giftig für Ungeziefer, sondern auch für Menschen nicht sehr zuträglich. Für rote Wangen sorgte das Quecksilbersalz Zinnober und die Augen wurden mit einem Puder betont, der Antimon enthielt. Antimon kann, über längere Zeit angewendet, zu Schäden an verschiedenen Organen führen. 

Doch auch in Parfüms liegen Schönes und Abstoßendes sehr nah beieinander.

Neben wohlriechenden Blütenessenzen enthalten viele Parfüms übelriechende Stoffe, die wir uns in einem Duftwasser gar nicht vorstellen könnten. Als würde erst die Verbindung aus Perfektion und Makel das Schöne, Bemerkenswerte ergeben.

Doch die Natur hat auch „Zutaten“ geschaffen, die ganz eindeutige Wirkung haben.

Das „Kindchen-Schema“

Große Augen in einem runden Gesicht mit eine hoher Stirn und weichen Lippen, eine kleine, stupsige Nase und natürlich makellos glatte, weiche Haut: Wer findet so ein Gesicht nicht schön? Kein Wunder, das sind die Züge eines Kindes. Die Natur hat hier eine kleine List angewandt: Die typischen Züge eines Kindes erregen unsere Aufmerksamkeit. So bekommt der Nachwuchs die Fürsorge, die er für seine Entwicklung braucht.

Wenn also Erwachsene eines oder mehrere dieser Merkmale aufweisen, reagieren wir ein bisschen wie bei einem Kind: Aufmerksam, hilfsbereit, freundlich und voller Sympathie.

Haben wir nun die Zutaten für die Schönheit gefunden?

Schönheit – Ein gelöstes Rätsel?

Der Goldene Schnitt sorgt für harmonische Proportionen, der kleine Makel dafür, dass uns die Schönheit nicht langweilt und kindhafte Züge sorgen für Sympathie. Die Mode sorgt für Zugehörigkeit, das Individuelle gibt den „Punkt aufs I“ und wenn wir dann noch ein wenig von uns selbst in der Schönheit entdecken können – dann ist sie vollkommen?

Der weltberühmte Parfümeur Serge Lutens sagt: Schönheit zu erschaffen, hat mit Hingabe zu tun und mit Arbeit, die man auf sich nimmt. Schönheit ist flüchtig und deshalb muss man sie immer wieder neu finden.

Und woran erkennen wir wahre Schönheit? Auch darauf hat er eine Antwort: Schönheit ist, wenn wir unser Haupt erheben…

Damit möchten wir unsere kleine Reihe schließen. Vielleicht hat die eine oder andere Ausführung Sie inspiriert? Dann erzählen Sie uns doch auf Facebook, was Sie schön finden und welchen Stellenwert Schönheit für Sie hat. Wir freuen uns auf Sie!

Ihr Team der Vital Kosmetikakademie

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*Dieser Beitrag wurde inspiriert von dem Film „Die Geschichte der Schönheit“ aus der Reihe „Terra X“ des ZDF.

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