Die Geschichte der Kosmetik und die Kosmetik der Zukunft (Teil 2)

Bevor sich Medizin und Kosmetik wieder annähern konnten, sollte noch viel Zeit vergehen.

Nach dem Mittelalter durchlief  die Kosmetik einige Phasen, die uns heute fast skurril erscheinen. Je tiefer wir in diese Epochen eintauchen, umso besser verstehen wir die Bedürfnisse der Menschen, mit ihren Möglichkeiten den Körper zu pflegen und zu verschönern. Doch die Wissenschaft hatte nur ein unvollständiges Bild vom menschlichen Körper und seinen Funktionen. So entstanden Irrtümer, die erst später korrigiert wurden. Vielleicht hat so manches Vorurteil gegenüber der Kosmetik seine Wurzeln in den Gepflogenheiten früherer Zeiten?

Renaissance, Barock und Rokoko – Puder und Parfüm statt Badewasser

In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts begann die Zeit der Renaissance. Die Menschen besannen sich auf die Lebensart der Antike und liebten alles Überschwängliche. Das zeigte sich nicht nur in der Kunst und Architektur, auch Mode und Kosmetik hatten eine üppige Ausstrahlung: Hoch aufgetürmte Frisuren, prunkvolle Kleider und kräftige Schminkfarben galten bei den Menschen der Oberschicht als schick.

Die Reinigung des Körpers mit Wasser und gar das Baden waren jedoch verpönt und nur bei den ärmeren Menschen zu finden. Wohlhabende Menschen fürchteten, dass Badewasser durch ihre Haut in den Körper dringen und Krankheiten auslösen könnte. Also mussten sie ihr Reinlichkeitsbedürfnis anders erfüllen.

Sie reinigten das Gesicht mit sauberen Tüchern, verwendeten Puder und Parfüm um Körpergerüche zu überdecken. Außerdem wechselten sie häufig ihre Wäsche. Diese Art der Körperpflege blieb bis ins 19. Jahrhundert bestehen. Die Herstellung von Pudern und Parfüms erlebte dadurch einen großen Aufschwung.

Empire, Biedermeier, Rokoko: Die Hygiene kehrt zurück

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wandelten sich die Pflegegewohnheiten der Menschen. Großen Anteil daran hatte der Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 -1897). Seine Wasseranwendungen wie Wechselbäder, Güsse und Wickel sind noch heute anerkannt.

Das Schminken trat in den Hintergrund, natürlich blasse Haut galt als vornehm.

Das 20. Jahrhundert – Individualität ist Trumpf

Es ist nachvollziehbar, dass die Menschen während der beiden Weltkriege ihr Augenmerk nicht auf die Kosmetik lenkten. Doch in den Friedenszeiten meldete sich das Bedürfnis nach schönem Aussehen und Wohlgefühl zurück. Modische Inspirationen dafür lieferten Frankreich und die USA.

Kosmetik wurde für viele Menschen erschwinglich, weil sie nun industriell hergestellt werden konnte. Die kosmetischen Berufe etablierten sich.

Die Kosmetikerin – Professionelles Wissen und Können

Die erste Ausbildung für Kosmetikerinnen wurde im Jahr 1912 an der Berliner Charité ins Leben gerufen. Der Arzt Dr. Richter bildete „kosmetisch-medizinische Assistentinnen“ aus. Der 1. Weltkrieg unterbrach diese Lehrgänge.

In den 1920-er Jahren erlernten in großen Firmen wie Elisabeth Arden und Helena Rubinstein Friseurinnen und Masseurinnen den Beruf der Kosmetikerin.

Die Ausbildung wurde seit den 1960-er Jahren immer mehr mit dem Wissen rund um Haut und Körper angereichert. Wer heute in ein Lehrbuch für Kosmetik schaut, dem fällt schnell auf, dass die Kosmetikerin sich viel Wissen über Bau und Funktion der Haut aneignet. Außerdem beschäftigt sie sich mit den chemischen Eigenschaften der kosmetischen Wirkstoffe und muss erkennen, wann eine ärztlich zu behandelnde Hauterkrankung vorliegt.

Medizinisches Wissen ist für die heutige Kosmetikerin selbstverständlich.

„Je weiter wir in die Vergangenheit schauen können, desto weiter können wir wahrscheinlich in die Zukunft schauen.“ (Winston Churchill (1874-1965)

Kosmetik und Medizin – Ein starkes Team

Als Geburtsjahr der kosmetischen Operation gilt das Jahr 1896, als der Berliner Chirurg Jacques Joseph  die Segelohren eines kleinen Jungen erfolgreich operierte. Zwei Jahre später korrigierte er die Nase eines Patienten. Sein Spitzname „Nasenjoseph“ hatte seitdem bei den Patienten einen bewundernden, bei vielen seiner Arztkollegen einen kritischen Klang.

Heute ist die kosmetische Operation nicht nur eine Hilfe im medizinischen Sinne für Menschen mit angeborenen oder durch Unfälle erworbenen äußeren Makeln. Die kosmetische Chirurgie hilft auch vielen Menschen, die den Wunsch nach einer Veränderung ihres Äußeren haben. Das ist eine sehr individuelle Entscheidung und wird von vielen kritisch gesehen, weil die Notwendigkeit für Außenstehende oft nicht sichtbar ist.

Die Forschung in den kosmetischen Labors findet immer mehr über die Haut heraus. Was benötigt sie, wie entwickelt sie sich und wie verläuft ihr Alterungsprozess? Die Haut ist nicht nur Hülle, die man schmücken kann, sondern auch ein Organ, das je nach inneren und äußeren Gegebenheiten unterschiedliche Bedürfnisse hat. Die Kosmetik legt ihren Fokus immer mehr darauf, die Haut entsprechend ihrer aktuellen Beschaffenheit zu unterstützen.

Mit apparativen Techniken wie MesoNu und Hydrajet lassen sich hochwirksame Präparate tief in die gereinigte Haut einbringen. Hier geht es nicht darum, sich „künstlich verjüngen“ zu lassen. Vielmehr ist das differenzierte Hautwissen die Voraussetzung dafür, der Haut das zu geben, was sie gerade braucht, um ihre Regeneration und ihren Stoffwechsel wieder anzukurbeln.

Das Ergebnis ist nicht nur zu sehen, sondern auch zu fühlen: Ein feineres Hautbild, ein frisches Strahlen und ein sanftes, entspanntes Hautgefühl zeigen an, dass dieser Weg der richtige ist. Immer feiner werden die unterstützenden Pflegeprodukte auf die Haut abgestimmt. Der Trend zur Individualität geht noch weiter.

Wissenschaft im Dienste der Kosmetik

Christoph Toumazou, Professor für medizinische Biotechnik in London, entwickelte ein Verfahren, das sich die Gentechnik zunutze macht.* Mittels einer Speichelprobe wird das Hautverhalten des Kunden analysiert. Welche Stoffe braucht die Haut, wie ist ihre Neigung zur Faltenbildung? Und wie stark ist das Bindegewebe?

Aus diesen und anderen Werten ergibt sich die Rezeptur der individuell zubereiteten Gesichtscreme. Dieser Service ist keine Science Fiction, sondern bereits alltägliche Praxis bei einem Londoner Kosmetikhersteller.
Professor Toumazou wurde zu diesem Verfahren angeregt, weil er seinem Sohn helfen wollte, der als Kind an einer genetisch bedingten Nierenerkrankung litt und häufige Dialysebehandlungen erhielt.

Die „Zeitschrift Marie Claire“ führte im Jahr 1994 eine Umfrage** unter Wissenschaftlern durch. Thema: Wie wird sich die Kosmetik in den nächsten 20 Jahren entwickeln? Hier die interessanten Antworten:

Es ist von Messfühlern für den Hautzustand die Rede, welche jede Frau bei sich trägt und sich ihre Creme dann von einem heimischen Hightech-Gerät „maßgeschneidert“ herstellen lassen kann.

Weiterhin konnten sich die Wissenschaftler einem Sonnenschutz in Tablettenform vorstellen, der je nach Stärke der Sonneneinstrahlung im Körper aktiv wird, indem er die Hautpigmentierung anregt.

Interessant ist auch dieser Trend: Die Haut erhält nicht die Stoffe die ihr fehlen, sondern das „Know-how“, um diese Stoffe selbst zu produzieren.

Immer mehr Augenmerk wird auf der Wirkung von Düften liegen, so die Forscher. Tatsächlich ist ja das Wissen um die Wirkung von Duftessenzen längst kein versponnenes Geheimwissen mehr.

Beruhigend, anregend oder belebend? Je nach gewünschter Stimmung werden längst für private und öffentliche Räume die entsprechenden Duftessenzen ausgewählt.

Ob sich die folgende Innovation*** etablieren wird? Ein leitfähiges Make-up, das seine Trägerin in die Lage versetzt, „mit einem Wimpernschlag“ ihr Smartphone oder andere elektronische Geräte zu bedienen.

Wir beobachten die Entwicklungen und aktualisieren regelmäßig unsere Aus- und Weiterbildungen.

Beauty-Berufe und ihre Zukunft

Die Beauty-Berufe haben sich in den letzten Jahrzehnten rasant weiterentwickelt. Immer größer wird das Ansehen der Kosmetikerin, egal ob sie in Fachkosmetik, Ganzheitskosmetik oder Chiropodie ausgebildet ist. Denn eines bleibt unverändert: Jede Anwendung ist nur so gut, wie die Kosmetikerin, die sie ausführt.

Eine solide Ausbildung ist die Grundlage dafür, dass die Kosmetikerin ihre Kundinnen und Kunden fachgerecht beraten kann. Nur so können hochwirksame Substanzen und apparative Anwendungen ihre segensreiche Wirkung entfalten.

Ob die Fachkosmetikerin sich zum dermatologischen Bereich hingezogen fühlt oder die Ganzheitskosmetikerin sich auf „Best Agers“ spezialisiert – hochwertige Weiterbildungen sind ein absolutes „Muss“ im Beauty-Bereich.

Schon in der Antike haben die Menschen ihre Gesundheitspflege mit der Wohlfühl-Pflege und der dekorativen Kosmetik verbunden. Wir befinden uns also in einer gewachsenen Tradition und auf einem guten, hautfreundlichen Weg.

Ihr Team der Vital Kosmetikakademie

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Tel.:           030 – 214 78 73 0
E-Mail:      info@vital-kosmetikakademie.de

 

  • *http://www.welt.de/lifestyle/article110097314/Individuell-abgemischte-Gesichtscreme-per-Gentest.html
  • ** http://www.berliner-zeitung.de/archiv/umfrage-unter-wissenschaftlern-zur-kosmetik-zukunft-maschine-mixt-im-bad,10810590,8828490.html
  • *** http://www.trendsderzukunft.de/elektro-kosmetik-mit-dieser-interaktiven-schminke-kann-man-smartphones-steuern/2013/10/18/

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