Gelingende Kommunikation: Anrede „Du“ oder „Sie“? (Teil 1)

Viele „alte“ Umgangsformen sind dabei, sich zu wandeln. Die Form der Anrede gehört deutlich dazu. Doch müssen wir nun befürchten das „Du“ gezwungenermaßen zu verwenden? Für die Antwort lohnt sich ein Blick in die Geschichte der Anrede im deutschen Sprachraum.

„Du“, „Sie“ oder „Ihr“ – Die Geschichte der Anrede

Im 8. Jahrhundert war die Anrede ein Ausdruck der Hierarchie: Weltliche und religiöse Würdenträger wurden mit der 3. Person Mehrzahl, also „Ihr“ angesprochen. Für sich selbst verwendeten sie das „Majestäts-Ich“ oder „Pluralis Majestatis“. Das bedeutete, dass sie, von sich selbst sprechend, „Wir“, anstatt „ich“ sagten. Untergebene wurden geduzt.

Vom 17. bis zum 20. Jahrhundert war die Anrede in der 3. Person Einzahl, also „Er“ gebräuchlich. Verwendet wurde das „Er“ von Ranghöheren zu Rangniederen, aber auch in bürgerlichen Familien als Anrede für den Vater. „Ich wünschte, Er würde es verstehen.“

Adelige Kinder hingegen sprachen ihre Eltern mit „Sie“ an. „Vater, bitte verstehen Sie mich.“

Menschen ohne Rang sprachen einander mit „Du“ an, besonders im ländlichen Raum.
Erst im 18. Jahrhundert wurde die Anrede „Sie“ auch in der Bevölkerung eingeführt, vorrangig in den Städten.

Wie gehen wir heute damit um?

„Du“ oder „Sie“ – Das Umfeld entscheidet

Unter Studenten, Sport- und Vereinskollegen, ist die Anrede „Du“ allgemein üblich. Das gilt auch in manchen beruflichen Bereichen, zum Beispiel auf dem Bau oder im kreativen Bereich. Bei Workshops wird häufig ein „Arbeits-Du“ vereinbart. Das bedeutet, dass die vertraute Anrede nur in dieser Situation gültig ist. Trifft man sich später wieder, wird das förmlichere „Sie“ verwendet.

Auch die User sozialer Netzwerke entwickeln Gepflogenheiten bezüglich der Anrede. Auf Facebook wird das „Du“ häufig gebraucht, ohne dass die Kommunikationspartner einander persönlich kennen.

In den Anfängen von Twitter wurde – als Kontrapunkt zum „Du-Trend“ die Anrede „Sie“ unter den Nutzern favorisiert, was sich inzwischen jedoch geändert hat, weil viele User diesem „Spleen“ nicht folgen wollten.

Aufmerksame Leser der Facebook-Seite und des Blogs von Vital stellen fest, dass auch wir uns in der Anrede dem Umfeld anpassen. So sprechen wir die Blogleser mit „Sie“ an, während kurze Mitteilungen auf Facebook in der Du-Form geschrieben sind. Nehmen die Leser zu uns Kontakt auf, sprechen wir sie selbstverständlich mit „Sie“ an.

Wir sind der Ansicht, dass das höfliche „Sie“ auch noch heute seine Berechtigung hat.

„Du“ oder „Sie“? – Verschiedene Sichtweisen

Ob wir einander duzen oder siezen, ist nicht zuletzt eine Sache des persönlichen Geschmacks, der Erziehung und des Lebensalters. Manche Menschen duzen grundsätzlich nur Familienmitglieder und enge Freunde. Ein Grund kann sein, dass ein „Du“, einmal ausgesprochen, kaum noch zurückgenommen werden kann, ohne stillos zu wirken. Wer mit seinem Nachbarn jahrelang per „du“ war, wird dies auch im Falle eines Zerwürfnisses beibehalten müssen. Angesichts der veränderten Situation würde sich das „Du“ allerdings nun fehl am Platz anfühlen.

Ein „Du“ drückt Verbundenheit aus, Sympathie und Nähe. Besonders deutlich wird das, wenn man jemanden öfter versehentlich duzt. Dann ist es vielleicht Zeit, das „Du“ anzubieten. Dafür gibt es allerdings Regeln.

„Du“ – Wer bietet es an?

Auch heute noch spielt beim Angebot des „Du“  die Hierarchie eine Rolle. Dabei wird zwischen privater und beruflicher Hierarchie unterschieden.

Privates Duzen:

Der oder die Ältere bietet das „Du“ dem oder der jüngeren Person an.
Die Dame bietet das „Du“ dem Herrn an, auch wenn er schon älter ist. Eine Ausnahme wäre nur, wenn der Herr ein Würdenträger ist oder der Altersunterschied sehr groß ist. So lautet die Empfehlung von vielen Experten.

Andere Fachleute jedoch sagen, dass auch der Herr der Dame das „Du“ anbieten kann.
An dieser Stelle zeigt sich deutlich, dass oft nicht starre Regeln, sondern Takt und Feingefühl weiterhelfen.
Im beruflichen Bereich ist es hingegen klarer geregelt.

Berufliches Duzen:

Der Chef bietet das „Du“ dem Mitarbeiter an, auch wenn er der Jüngere ist.
Der dienstältere Kollege bietet dem neuen Kollegen das „Du“ an, auch hier unabhängig vom Altersunterschied.
Ist in einer Firma die Anrede „du“ üblich, wird es auch einem neuen Kollegen angeboten werden.
Wer neu in eine Firma kommt, wird erst einmal beobachten, wie die Gepflogenheiten sind. Spricht niemand das Thema Anrede an, bleibt man besser zunächst beim „Sie“.
Ein „Du“ kann man nur anbieten, nicht erbitten.
Sind wir also frei in der Entscheidung, das private oder berufliche „Du“ anzunehmen?

Auf diese Frage gehen wir im nächsten Teil unseres Artikels ein. Außerdem werfen wir einen Blick über die Landesgrenzen: Was hat es mit der Du-Reform in Schweden und dem „you“ im englischen Sprachraum auf sich?

Wenn Sie mehr über gelingende Kommunikation erfahren möchten, finden Sie hier einige unserer Anregungen dazu.

Haben Sie Fragen zu diesem Thema oder zu unseren Aus- und Weiterbildungen? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wir freuen uns auf Sie!

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