Ist das schön? Oder ist das Kitsch?

„Der Nutzen des Schönen besteht darin, dass es schön ist“, schreibt der Autor Gerhard Branstner1. Doch was ist eigentlich schön? Und was ist Kitsch? Darüber haben Philosophen und Schriftsteller schon seit Jahrhunderten nachgedacht. Das Ergebnis ist vielseitig und hängt immer auch vom jeweiligen Zeitgeschmack ab.

Die Geschichte der Schönheit zeigt auf, dass die Menschen aller Zeiten und Kulturen einen schönen Körper anstrebten und es immer noch tun. Oft zahlen sie einen hohen Preis dafür, dem aktuellen Ideal von Schönheit nahe zu sein. Was sagen eigentlich Philosophen dazu?

Schönheit und Ästhetik

Seit der Antike beschäftigen sich Philosophen mit der Schönheit. Der Philosoph Platon (428/427 v. Chr. – 348/347 v. Chr.) schließt zum Beispiel von einem schönen Körper auf eine schöne Seele. Umgibt sich ein Mensch mit Schönheit, schaut einen schönen Körper an, hebt das seine Stimmung, so seine Überzeugung. Lernt er das schöne Äußere zu schätzen, wird er sich auch schöne Ideen zu Eigen machen.

In der Philosophie des Mittelalters sprach man von schönem Denken, das mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Ab dem 17. Jahrhundert entwickelte sich die Ästhetik als Teildisziplin der Philosophie. Ihr Begründer Alexander Gottlieb Baumgarten (1714–1762)  vertrat die Ansicht, dass es ein Urteil des menschlichen Verstandes ist, einen Gegenstand als schön wahrzunehmen. Seit dem 19. Jahrhundert beschäftigt die Ästhetik sich nicht nur mit Schönheit, sondern mit allen sinnlichen Eindrücken, die auf die menschliche Seele einwirken. Für die ausschließliche Beschäftigung mit dem Schönen hat die Ästhetik eine eigene Unterdisziplin, die Kallistik.
Tauchen wir tiefer in die philosophischen Lehren der einzelnen Epochen ein, so entdecken wir, dass jede Zeit ihre eigenen Gedanken und Einstellungen zur Schönheit hatte. Auch die Schönheitsideale wandelten sich mit dem jeweiligen Zeitgeist. Auch die Psychologie, die Soziologie und die Anthroposophie entwickelten eigene Beschreibungen von Schönheit.

In allen Epochen und in allen Kulturen jedoch scheint zu gelten, dass Symmetrie als schön empfunden wird. Ein anderer Faktor für die Schönheit ist der „Goldene Schnitt“. Das ist eine Flächenaufteilung im Verhältnis 1:1,618, die in der Natur an Pflanzen und Tieren vorkommt, die sich im (idealen) menschlichen Gesicht findet und von Künstlern und Architekten aller Stilrichtungen übernommen wurde. Es scheint tief in uns allen angelegt zu sein, dass wir Gestaltungen im „Goldenen Schnitt“ als schön empfinden.
Nun haben wir knapp umrissen, wie weit gespannt der Begriff der Schönheit ist, sowohl auf der subjektiven Ebene, als auch auf der objektiven. Doch was ist eigentlich Kitsch?

Kitsch – Ungeliebte heile Welt

Der Begriff „Kitsch“ steht wahrscheinlich für „etwas zusammenkehren“ (kitschen, klitschen oder klatschen).
Im Jiddischen heißt es „verkitschen“, wenn man jemandem etwas „andreht“, das dieser nicht benötigt.
Im Englischen sagte man „Sketch“, wenn man eine flüchtige Kunst bezeichnete, wie etwa eine oberflächlich angefertigte Skizze. Solche Skizzen wurden im 19. Jahrhundert gern für wenig Geld an Touristen verkauft. Auch Gegenstände, die aus minderwertigen Materialien bestehen, werden landläufig als Kitsch bezeichnet.
Dann wären kitschige Gegenstände „zusammengeklatschte“ unnötige Gegenstände, hergestellt aus minderwertigen Materialien?

Die Philosophin Rebekka Reinhard2 ist Philosophin und beschäftigt sich in ihrem lesenswerten Buch „Schön!“ ebenfalls mit dem Begriff von Kitsch: „Kitsch ist ein Sammelbegriff für ästhetisch minderwertige Produkte der Kunst.“ Alles, was eine „heile Welt“ vorgaukelt, fällt demnach unter den Begriff Kitsch. Das kann ein Roman sein, ein Film oder eines der knopfäugigen Plüschtiere, wie sie an Flughäfen und Tankstellen angeboten werden. Das Kitschige daran sei gerade die Absicht, im Betrachter ein bestimmtes Gefühl zu wecken. „Das Fundament des Kitsches ist die Lüge, die Illusion.“, fasst die Autorin zusammen. (S. 92)

Kitsch legt fest, er lässt keinen Spielraum. Der Grund: Kitsch will nicht eine Sicht auf die Realität abbilden, sondern er arbeitet mit Klischees, vorgefertigten symbolhaften Bildern, die berechenbare Gefühle und Erwartungen erzeugen. Kitsch ist überall zu finden, ob in Kunst und Literatur, Werbung, Design oder Architektur. Auch Mode und Styling sind nicht frei von kitschigen Elementen. Wie klar ist eigentlich die Grenze zwischen Schönheit und Kitsch?

Wie viel Kitsch darf sein?

Ziehen wir Wikipedia zu Rate, finden wir einen langen Text zum Thema „Schönheit“ und einen wesentlich längeren zum Thema „Kitsch“. Heißt das, Kitsch ist schwerer zu definieren als Schönheit? Was dem Einen als „schön“ gilt, ist dem Anderen schon zu „überladen“ oder zu „sentimental“. Vielleicht ist es ja so, dass manchmal die sentimentalen Gefühle ihren Raum einnehmen wollen? Vielleicht ist alles nur eine Sache der Dosierung?

Jeannetta Kranepuhl, ausgewiesene Expertin in Sachen Schönheit, sagt: „Kitsch ist alles, was zuviel ist, was übertrieben und einseitig daherkommt.“
Und bei Christian Morgenstern (1871-1914) lesen wir: „Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.“

In den Ausbildungen von Vital werden auch Fragen wie Stil, Ästhetik und Schönheit besprochen. Denn Kosmetikerinnen bringen die individuelle Schönheit ihrer Kundin zum Vorschein, ganz ohne Kitsch und Übertreibung, dafür mit viel Feingefühl und Schönheitssinn.

Wir wünschen Ihnen eine schöne Zeit!

Ihr Team der Vital Kosmetikakademie

Tel:                  030 – 214 78 73 0
E-Mail:            info@vital-kosmetikakademie.de

 

Textquellen

1 Branstner, Gerhard: Ich kam und sah und lachte. Henschleverlag. Berlin 1973
2
Reinhard, Rebekka: SCHÖN! Schön sein, schön scheinen, schön leben – eine philosophische Gebrauchsanweisung, Ludwig Buchverlag 2013

 

 

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